Im Zusammenhang mit verschiedenen Erklärungsansätzen für die heilsame Wirkung von Tieren, lässt sich immer wieder ein Rekurs auf das Unbewusste erkennen, auf die archaische Nähe zwischen Mensch und Tier und das ursprüngliche Glück, diese alte Bindung wieder zu spüren.

(vgl. Greiffenhagen, Tiere als Therapie,2009, S.183) 

Interventionsbegleittiere fungieren als Motivator, Türöffner und Brückenbauer und unterstützen durch ihre Eigenschaft der wertfreien Annahme von Menschen und die Verständigungsmöglichkeit über analoge Kommunikation (Gestik, Mimik, Körpersprache, Stimmmodulation) den Beziehungsprozess.

Die tiergestützte Arbeit gibt…

  •  Sinnvolle Aufgabe durch die Versorgung der Tiere und gleichzeitig das Gefühl gebraucht zu werden
  •  Stärkung des  Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit, sowie des Selbstvertrauens und der Selbstachtung
  •  Mehr Aufmerksamkeit für die eigene Person und sein Umfeld
  •  Günstiges soziales Umfeld, das Tier wird zum Kommunikationspartner

Das Gespräch mit dem Tier, aber auch das Kommentieren von Handlungen stellt eine Alternative zum Selbstgespräch dar, Reaktionen und Mimik des Tieres wird als  eine  Antwort gesehen. So können z.B. zwischenmenschliche Probleme und Meinungsverschiedenheiten besser gelöst, oder auch durchgespiel werden.

Folgende physische und psychische gesundheitsfördernde Wirkung können z.B. eintreten:

  • Abbau von Aggressionen und Stress durch streicheln und Körperkontakt
  • Abbau von Ängsten/ angstmindernd
  • Erhöhung der Lebensqualität durch feste Aufgaben oder vieleicht ein späteres eigenens Tier
  • Vermehrte körperliche Bewegung durch Interaktion mit dem Tier/ Motorische Aktivierung/ Training der Muskulatur/ Anregung der Verdauung

  • Senkung des Blutdrucks, positiver Einfluss auf Herz-Kreislauf-System
  • Ausschüttung von Endorphinen ( Glückshormone )und Oxytocin ( Bindungs-Beziehungshormon)
Kortisol-Meer/ Oxytocin-Meer
  • differenzierte Selbst- und Umweltwahrnehmung (Außen/Innen). Alle Tiere sind gut zu beobachten: Äußeres, Bedürfnisse, (soziale) Verhaltensweisen
  • Ansprechen aller Sinne, Berührungen (Streicheln, Bürsten) fördern Tastsinn, Düfte und Gerüche stimulieren Geruchssinn und fördern Erinnerungen, Geschmacksinn fördern beim Probieren des Futters (Obst, Gemüse), Förderung des Hörsinnes durch Erkennen von Tierlauten, Sehsinn fördern durch Erkennung von Unterschieden, taktiele Perzeption, etc.
  • Erweiterung der Kognition, Empathie- und Kooperationsfhigkeit
  • Muskelentspannung
  • Antidepressive und antisuizidale Wirkung
  • Verminderung von Einsamkeitsgefühlen und Isolationstendenzen, Selbstaktivität und Lösung aus der Isolation
  • Steigerung des Selbstwertgefühl, Entwicklung von positiven Selbstbild und Selbstvertrauen, das Selbstwirksamkeitserleben in Gruppen mit tiergestütztem Arbeiten verbessert sich, Tiere motivieren zu Mitarbeit
  • Mehr Bewältigungsstrategien und höher empfundene Lebensqualität bei regelmäßigen Umgang mit Tieren, bessere Handlungsplanung (z.B. beim Füttern des Tieres)
  • Förderung der Wahrnehmung und Psychosoziale Unterstützung/ Steigerung des Wohlbefindens Motorik, der Körperkoordination und des Bewegungsapparat, z.B. durch Lautäußerung der Tiere, durch ihre Bewegung, durch ihre Erscheinungsart (z.B. Kindchenschema)

      Indem die KlientInnen genau beobachten
      und hinterfragen, wie Tiere ihr Befinden
      und ihre Bedürfnisse sowohl Artgenossen
      als auch Menschen gegenüber mittels
      Körpersprache vermitteln, erlangen sie
      ein umfassenderes und tieferes
      Verständnis für Kommunikation. Durch
      die unmittelbare Reaktion der Tiere haben
      KlientInnen die Gelegenheit, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren

  • Steigerung der Konzentrationsfähigkeit
  • Stressreduktion
  • Aufbau von Vertrauen
  • Förderung der Kommunikation, Emotionalität und Soziabilität,nonverbale Verständigung (verstanden werden)
  • Aufbau von Nähe und Körperkontakt

 

Förderung der sozialen Integration, Tier als Tür-Öffner / Eisbrecher-Funktion / Sozialer Katalysator:
Tiere stimulieren allgemein soziale Interaktion, ein in-Kontakt -Treten über das Tier wird möglich und genutzt.
„Aschenputtel-Effekt“: Tiere gehen vorurteilsfrei auf den Menschen zu, das Äußere der Person spielt keine Rolle

Die KlientInnen erleben, dass den Bedürfnissen der Tiere durch artgerechte Haltung (Gruppenhaltung, Beschäftigung, Auslauf, etc.), Fürsorge (füttern, pflegen, einstreuen, etc.) und freundlichen, rücksichtsvollen Umgang (behutsame Berührung, Respektieren von Rückzug, etc.) Rechnung getragen wird. Indem die KlientInnen im Rahmen der tiergestützten Intervention sinnvolle Tätigkeiten ausüben, die Bedürfnisse der Tiere achten und erfüllen, sowie ihre eigenen Bedürfnisse wahrnehmen und befriedigen, lernen sie Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Im Kontakt mit den Tieren können die Menschen ihre soziale Kompetenz ausbauen, indem sie Verantwortung und eine konstruktive Führungsrolle entwickeln. Auch Kooperationsbereitschaft, Geduld und Hilfsbereitschaft sind gefragte Eigenschaften im gegenseitigen Umgang.

Das Berühren von Tieren lässt KlientInnen Geborgenheit und Nähe erleben. Gerade in Krankheits oder Krisenzeiten kann das von enormer Bedeutung sein. Spielverhalten von Tieren oder das neugierige Zugehen auf einen Menschen können Freude und Begeisterung bei den KlientInnen bewirken. Tiere motivieren zum authentischen Ausdruck von Gefühlen, da sie diesen selbst vorleben. Tiere zeigen ihre Gefühle unverfälscht und sehr direkt. Wenn sie z.B. Angst haben oder sich bedroht fühlen, weichen sie zurück, versuchen davonzulaufen oder werden „aggressiv“, um sich zu verteidigen. Tiere werten Verhalten und Gefühle der KlientInnen nicht. Dadurch schaffen sie eine Atmosphäre, in der sich KlientInnen angenommen fühlen, wie sie sind. Tiere sind sehr präsent, ohne eine bestimmte Leistung von den KlientInnen zu erwarten. Die KlientInnen können auch dann noch mit der Liebe und Zuwendung der Tiere rechnen, selbst wenn sie keine Hausarbeit erledigt oder in einer Klassenarbeit eine schlechte Note geschrieben haben. Oft dient die Beziehung, die KlientInnen zum Tier aufbauen, als Brücke bzw. Vorstufe dazu, dass diese zu anderen Menschen Beziehungen oder Freundschaften entwickeln. Die für die tiergestützte Arbeit wichtigste Eigenschaft ist das enorme Motivationspotential der Tiere. Manchmal sind KlientInnen nur mit einem speziellen Tier bereit, physiotherapeutische Übungen auszuführen oder mit einem anderen Menschen zu kooperieren. Vor allem KlientInnen, bei denen bereits viele andere Motivationsversuche gescheitert sind, profitieren von der hohen Fähigkeit der Tiere Menschen zu motivieren. Diese bei den KlientInnen ausgelöste Motivation ist auch oft die Basis für weitere positive Entwicklungen. In der Begegnung mit Tieren gelingt es, sich wirklich zu entspannen. Dadurch werden Ängste und Stress abgebaut. Die Tiere bieten ein ganzheitliches Naturerlebnis, das unter die Haut geht und positive Gefühle auslöst. Sie stärken das Selbstwertgefühl. Auch Erfolgserlebnisse, die KlientInnen wiederholt mit Tieren haben, stärken das Selbstwertgefühl dieser.

Ein wichtiger Baustein meiner Arbeit ist auch der Naturnahe Kontext und das Schaffen von einem gesunden Umfeld für Mensch und Tier, wo beide gleichermaßen miteinander und voneinander profitieren können. Der Ortswechsel und die lebenden Eindrücke an meinem Hof machen dabei einen wesentlichen Unterschied zu Beispielsweise den Besuchsdiensten von Hunden in Institutionen. Das ländliche Umfeld wirkt sich gemeinsam mit dem gezielten Einsatz der (Nutz)tiere positiv auf das Erleben und Verhalten der Menschen aus. Der Bezug zu den natürlichen Abläufen in der Natur und die Teilnahme am ursprünglichen Leben ist ein riesiger Pluspunkt der tiergestützten Intervention in diesem Kontext. KlientInnen, die sonst hauptsächlich den Alltag einer Institution kennen, und über lange Zeiträume nur in den Räumlichkeiten in denen sie betreut werden leben, erleben plötzlich Integration und die jahreszeitlichen Entwicklungen bei Tieren und Pflanzen und erfahren die Zyklen der Natur mit allen Sinnen. Sinneserlebnisse, wie der Duft von Heu, das Angreifen von Erde, Einstreu oder Futter, die Handhabung traditioneller bäuerlicher Werkzeuge und die Pflege der Tiere können gezielt eingesetzt werden, um individuelle Ziele und somit Lebensveränderungen zu erreichen. Die körperliche Nähe, die Wärme und die Lebendigkeit der Nutztiere steigern dabei das emotionale Erleben der KlientInnen. Einige KlientInnen, die aus dem ländlichen Raum stammen, sind in ihrer Kindheit selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen, und manche von ihnen knüpfen mit dem Besuch des Bauernhofes an positive Kindheitserlebnisse an. Diese Personen können dann oft auf Ressourcen zurückgreifen, die in der Betreuungseinrichtung und ihrem aktuellen Lebensalltag nicht zugänglich sind. Indem sie Handlungskompetenz bei den Tieren zeigen können, steigt zum Beispiel ihr Selbstwertgefühl. Tiergestützte Arbeit mit (Nutz)tieren verbindet Menschen mit ihren Wurzeln, mit dem Leben, das Kraft in seiner Authentizität findet. Sie nehmen am Bauernhof am „wirklichen“ Leben mit seinen Verpflichtungen und Notwendigkeiten teil. Z.B. können sie so miterleben und beobachten, wie sich Jungtiere zu erwachsenen Tieren entwickeln, sie verfolgen den Reifungsprozess, von der Obstbaumblüte bis zur Ernte und lernen dabei mit beginnendem und zu Ende gehendem Leben umzugehen. Tiergestützte Arbeit mit (Nutz)tieren findet an verschiedenen Schauplätzen statt: im Stall, im Gehege, auf der Weide, in der Werkstatt, dem Aufenthaltsraum oder auch im Reiterstübchen oder der angrenzenden Museumsscheune, und sie findet bei unterschiedlicher Witterung statt. Alle diese Faktoren erheben erhöhte Ansprüche an Anpassungsfähigkeit und Aufmerksamkeit aller Beteiligten. Das vielfältige Erleben auf dem landwirtschaftlichen Anwesen mildert das Gefühl der Ausgrenzung. Abwechslung und sinnvolle Beschäftigung mit den Quellen unserer Existenz können oft jene Lebensbereiche mit Sinn füllen, wo vorher beängstigende Leere war. Und auch durch zufällige Begegnungen und sich ergebende Sozialkontakte zu Mitmenschen wird Integration und Inklusion gelebt.

 

„Wären alle Tiere fort, so stürbe der Mensch an großer Einsamkeit des Geistes.“
(Indianisches Sprichwort)